Heimdalls Wacht

Sven nickte und ging wieder an seinen Platz, wo schon ein voller Krug Met auf ihn wartete. Er setzte an und trank. Der Abend verging für ihn schnell.

Am nächsten Tag wurde Jarl Thorwin etwa 3 Stunden nach Sonnenaufgang geweckt. Er hatte ein Zimmer im Turm bezogen und sich das Bett mit kostbaren Fellen und Decken ausstaffieren lassen. "Die Goden warten bereits auf dich, Jarl Thorwin.", sagte die Magd und stellte ihm eine Schale frischen Wassers hin. Der Jarl wusch sich rasch und ging dann in den Thingsaal. Er war schlicht gehalten und die Goden saßen an drei langen Tischen, die in U-Form aufgestellt waren. Für ihn selbst stand ein Thron an der offenen Seite dieses Gebildes und ein Beitisch mit Speisen und Wasser zum Trinken. Er setzte sich und musterte die Runde. "Ich eröffne hiermit den großen Allthing von Frostheim.", verkündete er. "Es steht zur Beratung der Bund mit Frittgard und die Zustimmung der bereits vorgetragenen Bedingungen." Als erstes stand der Gode der Celden, Biorn Halvarson, auf und ergriff das Wort. "Zu Beginn des Sommers kündete unser Jarl mit, dass wir noch immer Brüder im Norden haben. Mit Freude empfingen wir diese Botschaft und willigten ein, freundschaftliche Bande zu schließen." Biorn wartete einen Moment, ehe er in spöttischem Ton weitersprach. "Aber wie hätten wir ahnen können, dass Jarl Thorwin Geraldson uns an Fremde, an Skraellinge, verkaufen würde und unsere Freiheit opfern würde!? Ich sage euch, unser gewählter Jarl hat sich kaufen lassen! Und die Beute, die uns seine Söhne offenbarten, ist in in Wirklichkeit da Danegeld!" Aus den Reihen der ihm folgenden Goden kam zustimmendes Geraune. "Ist es nicht so, dass es erstaunlich wenig Verluste gab, wenn Fingal und Sven auf Wiking waren?", fuhr er weiter fort. Doch nun ergriff Leif Bjørnson das Wort. Er war der älteste Gode und auch sein Gefolge bestand aus den Ältesten Frostheims. "Du, Biorn, warst immer ein guter Redner und natürlich fiel dir auf, dass die Mannschaften der beiden Schiffe kaum gemindert waren.", sagte er mit leiser, aber klar vernehmbarer Stimme." Aber scheinbar eilt deine Stimme wieder dem Geist voraus. Die Schätze, von denen gesprochen wurde, sind nicht der Machart unseres Volkes. Sie stammen aus den Kellern ceridischer und demiurgischer Klöster. Und dazu wurden uns weitere Berichte nahegetragen, dass auf Fiungals Reisewegen Klöster geplündert worden sind!" Er setzte sich wieder und zustimmendes Gemurmel und Applaus etlicher Goden niederer Sippen, auch anderer Hochgoden, brandete auf.


Die Debatte ging noch Stunden weiter. Biorn Halvarson versuchte immer wieder, Stimmen gegen den Bund zu sammeln und tatsächlich wechselten auch einige der niederen Goden ihre Gefolgschaft. Thorin folgte den Argumenten und ohne, dass er etwas sagen mussten, vergrößerte sich die Zahl der ihm folgenden Untersippen. "Kommen wir nun zur Abstimmung!", verkündete er schussendlich. "Wer für den Bund stimmt, hebe nun die Hand." 31 der 40 Goden hob die Hand, darunter bis auf Biorn alle Goden der Obersippen. "Dagegen?" Neun Hände wurden gehoben. Der Jarl grinste zufrieden. "Damit wird der Kronthing unsererseits stattfinden.", verkündete er und Jubel brach aus.

Thorwin beendete den Thing den alten Sitten folgend und verließ, gefolgt von allen anderen, den Saal.

Herjulf saß mit einigen seiner Gefolgsleuten am Hafen und frühstückte ausführlich. Währenddessen beobachtete er wie Harald Erikson und einige andere Übungskämpfe austrugen um in Form zu bleiben.
"Harald hat heute irgendwie nicht den richtigen Schwung, hab ich das Gefühl." meinte der Jarl zu Narfir Thoranson, dem Oberhaupt des weißen Hirsch-Clans.
"Könnte daran liegen, dass er immernoch betrunken ist. Er hat bis vor zwei Stunden noch ein Wetttrinken mitgemacht." antwortete dieser grinsend.
"Hat er gewonnen?"
"Du kennst ihn doch...entweder er gewinnt, oder stirbt bei dem Versuch. HAHA!"
"hmpf...nicht das er beim Kronthing einschläft."
"Keine Sorge, er schwitzt den Alkohol ja grad wieder aus. Immerhin wird heut Abend weitergefeiert."
"Hoffentlich. Du weißt, dass es nicht nur Fürsprecher gibt. Viele sind mit den Bedingungen nicht einverstanden." gab Herjulf zu bedenken.
"Dafür gibt's ja den Kronthing. Um darüber zu verhandeln und zu beraten."
"Ja..." antwortete der Jarl nachdenklich, "Ich hoffe nur Hroskell und Roorek schaffen es nicht noch weitere aufzustacheln."
"Wird schon schiefgehen." scherzte Narfir und biss von seinem Brot ab. "He, sieh mal. Da kommt Thorwin mit seinen Goden."
Herjulf drehte sich um und sah die Frostheimer gerade das Thinghaus verlassen. Er winkte ihm zu und erhob sich. "Los komm, Narfir, mal schauen was die Frostheimer beschlossen haben."

Die Goden der Frostheimer verteilten sich wieder und Thorwin kehrte zur großen Feuerstelle am Hafen zurück. Von Weitem sah er Herjulf und seine Leute sitzen und lenkte daher seinen Weg in dessen Richtung. "Wie ich sehe, sind alle wohl auf nach dem Festgelage!", rief er schon aus einiger Entfernung seinem neugewonnenem Freund zu. "Außerdem habe ich gute Neuigkeiten."

Thorwin setzte sich zu Herjulf und griff kramte eine flache Metallflasche aus den Gürteltaschen hervor, aus der er einen kräftigen Zug nahm. "Frostheimer Beerenwasser", sagte er und hielt Herjulf die Flasche hin.

Sven hatte sein Schiff vorbereitet und konnte in bälde aufbrechen. Er gin zum Hafen um nochmal alles zu überblicken und sah seinen Vater bei Herjulf sitzen. Er blieb kurz bei den beiden stehen um zu fragen, wie es den lief.

"Und, gibt es schon was positives zu berichten? Ich hoffe doch, das es zu keinen streitigkeiten kommen wird. Wenn ihr beide wünscht, werde ich noch ein paar meiner Männer zur verstärkung hier lassen, die im falle einer aufruhr für Ruhe sorgen."

Beim letzten Satz grinste Sven.

"Ich glaube, über 100 Krieger werden reichen, um weniger als 20 Bauern zu besänftigen.", antwortete Thorwin barsch. "Sie du lieber zu, aufzubrechen."

"Eigentlich meinte ich nicht die Bauern, sondern Biorn Halvarson. Ich habe mitbekommen, was los war. Ich könnte mir gut vorstellen, das er nicht so ruhig bleibt."

Sven wandte sich zum Gehen um.

"Er hat hier kaum Gefolgsleute.", sagte Thorwin, "Ein Großteil der Goden und Sippen steht hinter uns und wir sind so stark wie lange nicht mehr. Sollte Biorn den Aufstand wagen, würde ich seine Burg einfach niederbrennen lassen."

"Einen Aufstand wird es nicht geben." meinte Herjulf, " JEDER", dieses Wort betonte er besonders, " JEDER meiner Männer wird die Entscheidung des Kronthings respektieren." er seufzte kurz und fuhr fort, " Aber... es gibt einige, nicht wenige, die gegen die Vereinigunge argumentieren werden. Sie sind nicht prinzipiell dagegen, aber sie sind nicht mit den Bedingungen einverstanden. Im Allthing Frittgards kam es nur zu einer knappen Merhheit, um überhaupt Verhandlungen aufzunehmen. Die Vereinbarungen wurden Von Skarin Thorgalson getroffen, und er hat nunmal nicht das Recht für ganz Frottgard zu sprechen. Ich fürchte es wird nicht so glatt ablaufen wie ich gehofft hatte."

"Gmeinsam werden wir dies schaffen.", sagte Thorwin. "Im Grunde wird den meisten kaum eine andere Möglichkeit bleiben, wenn der Krieg gegen Sar Shazar ein Ende finden soll."

"Gut, wenn ihr beide das sagt." Sven wirkte nachdenklich.
"Ich werde mich nun auf den Weg machen und Fingal unterwegs treffen. Zusammen werden wir nach Larhgo fahren. Ich hoffe, es wird gut."

Sven ging zu seinem Schiff und lies seinen Vater und Skrain allein. Seinen Männern befahl er, sich aufs Schiff zu begeben, da er los wolle.

Langsam fuhr das Schiff zum Horizont, das bald nur noch ein Punkt zusehen war.

Herjulf sah Sven kurz nach, ehe er Thorwin antwortete: " Naja...Es gibt einige die der Meinung sind, dass es moralisch nicht vertrebar wäre sich mit Sklavenhaltern zu verbünden um andere Sklavenhalter zu bekämpfen. Das sei als würde man sich erhängen nur um nicht enthauptet zu werden. Sie wollen lieber nach anderen Verbündeten suchen."

Thorwin zuckte mit den Schultern. "Ich würde eher sagen, ihr tauscht eine Hand für das Leben ein.", sagte er. "Aber wir sollten im Kronthing sprechen. und das Wort dort abwarten."

"Da hast du recht. Sobald alle Sprecher endlich mal aufgestanden sind, können wir auch anfangen." meinte Herjulf zustimmend.

Thorwin lehnte sich zurück und nahm noch einen Schluck. "Wann soll ich meine Sippenoberen zum Kronting einberufen? Reicht es dir, wenn wir bei Sonnenuntergang anfangen?"

Weiter weg stand eine der Wachen, welche die beiden Jarl im Auge behielt. Aus Angst, es könnte was geschehen, hatt Sven einen seiner besten Männer dagelassen, welcher auf seinen Vater und die Besucher achtete. Instinktiv hoffte er, das er nicht bemerkt werde.

Der bisher unbemerkten Wachte tippte jemand auf die Schulter. "Sven sollte sich deutlich weniger Sorgen machen!", sagte Lars Larsson. "So viele Männer, wie wir hier haben, da wird nichts passieren." Lars grinste breit und fordete die Wache auf, ihm zu folgen. "Wer bist du eigentlich? Ich habe dich zwar unter Svens Männern gesehen, aber wirklich bekannt bist du mir nicht."

Die Wache dreht sich erschrocken um, senkte dann aber wieder seine Waffe, als er Lars erkannte.

"Ich bin Ericson. Erst seid kurzem bin ich unter Sven´s Befehl. Er bat mich, ein Auge auf seinen Vater zu werfen, da er sich sorgen machte. Er bekoamm wohl einen kleinen Ausbruch im Thing mit. Ich weiß nicht genau was, aber er sagte, ein Auge mehr kann nicht schaden. Im moment scheint alles ruhig zusein."

Ericson drehte sich zu Lars um und folgte diesem.

"Wohin gehst du mit mir?"

"In die Methalle.", sagte Lars knapp. "Ich gehöre zu den Botschaftern Thorwins und weiß, dass er es nicht mag, so beobachtet zu werden." Er brachte Ericson hoch in die Haupthalle des Turmes und winkte zwei Frauen, die ihnen sofort Kelche mit Met brachten. "Du solltest das nicht noch einmal tun, wen du deinen Kopf auf den Schultern behalten willst.", sagte Lars und setzte sich auf eine der Bänke.

"Ich weiß durchaus, das der Jarl das nicht gutheißen wird. Aber was soll ich machen, wenn sein Sohn bedenken seiner sicherheit macht. Nicht das hier genügend Männer sind und diese durchaus in der lage sind, den Jarl zu beschützen, bat er mich dennoch darum. Ich bin zwar erst seid kurzem auf dem Schiff von Sven, aber das vertrauen, welches er mir gibt, möchte ich keineswegs in mitleidenschaft ziehen. Ich hoffe, du kannst mich verstehen."

Ericson trank einen Schluck seines Met´s und wartete auf Lars seine Antwort.

Lars schüttelte den Kopf. "Sven ist dein Hetmann, Thorwin der Jarl.", sagte er. "Der Jarl steht über jedem Hetmann. Mehr musst du nicht wissen. Sven kann dir nichts befehlen, was gegen des Jarls willen geht!"

"Das scheint Logisch." sprach Ericson. "Ich werde ein Auge auf ihn werfen, ohne dabei gezielt auf ihn aufzupassen. Wenn hier was zutun ist, dann lass es mich wissen."

Ericson stand auf und wollte nach draußen gehen.

Lars hielt Ericson am Arm fest. "Vielleicht hast du mich nicht verstanden, aber du wirst auf niemanden ein Auge haben, der über deinem Hetmann steht. Wenn du auf Thorwin aufpassen sollst, wird er selbst es dir sagen oder ich als einziger Botschafter hier. Oder einer der Goden der anderen vier Obersippen!" Er stand auf und verließ die Halle durch eie Seitentür, die ins innere des Turmes führte.

Ericson stand noch enie weile da, bevor auch er die Halle verlies. Draußen setzte er sich auf eine Bank und schaute sich um.

"Sonnenuntergang ist gut, dann hab ich noch Zeit mir die Insel mal etwas genauer anzuschauen." sagte Herjulf nickend.

Thorwin stand auf und verabschiedete sich. Nun war der Kronthing in greifbare Nähe gerückt. "Ich lasse das große Horn blasen, wenn alles bereit ist. Die große Halle sollte geeignet sein."




Als die Sonne unterging,erklang das von Thorwin erwähnte Horn. Der Jarl von Frostheim wartete, zusammen mit den Goden Frostheims vor dem Eingang des Turmes, welcher zugleich direkt in die Halle führte. Nur ein einzelner Krieger stand vor dem Portal bereit, um dieses zu öffnen. Thorwin hatte jedem, der nicht dem Thing angehörte, strikt verboten, den Turm zu betreten, ehe dieser vorbei war. Ausnahmen waren nur eine Hand voll Bauern der Insel, die für Met und Bier sorgen würden.

Ericson schaute von etwas weiter zu, wie der Thing sich versammelte. Er selber durfte nicht hinein. So wartete er draußen darauf, das alle den Turm betraten, bevor er sich auf eine Bank vor dem Turm setzte und den Eingang im Auge behielt.

Als das gewaltige Dröhnen des Horns über die Siedlung hallte, wussten alle gleich, was zu tun war. Die Goden Frittgards sammelten sich um ihren Jarl und gemeinsam marschierten sie zum Turm. Herjulf blieb Thorwin gegenüber stehen und nickte ihm zu:" Nun denn. Lass uns den Thing beginnen."

"So sei es.", sagte Thorwin und die Wache öffnete das Portal. Der Jarl trat neben Herjulf ein, gefolgt von den Goden. In der Halle waren links und rechts lange Tische und Bänke aufgestellt worden. Eine Seite war mit Bannern von Frittgard, die andere mit den Fahnen Frostheims. Für die beiden Jarle standen zwei gewaltige Throne am Kopf der Tafel bereit, welche jeder einen Beitisch hatten.
Auf allen Tischen standen Krüge und Becher, welche mit verschiedenen Säften und Wasser gefüllt waren. Zielstrebig ging Thorwin zu seinem Thron, während seine Goden an ihren Tisch gingen.

Als alle im Turm waren und die Tore zu gemacht wurden, begab sich Ericson langsam in Richtung Turm. Er schaute sich kurz um und setzte sich etwas weiter ab hin und rauchte eine Pfeife, während er weiter die Augen offen hielt.

Er kannte keinen aus Frittgard, dennoch glaubte er nach dem letzten vorfall, das etwas passieren könnte.