Taros (Fortsetzung....)

"Gibt es einen Plan von der Festung? Wallanlagen, Gräben, Türme...", fragte Clemens. "Ich habe ausgezeichnete Ingenieure und Pioniere dabei." Er nahm einen guten Schluck Met und füllte sich in sein kleineres Glas Wodka, Milch und Likör.

"Klar gibt es den." meinte Lodrak," ...in der Festung. Hehehe... ich hab jedenfalls keinen dabei. Aber ich schätze die Verteidigung wird schon stehen, wenn wir ankommen...oder schon wieder zerstört worden sein."

Clemens seufzte. "Wir sollten dann darauf gefasst sein, gleich bei unserer Ankunft kämpfen zu müssen. Wäre ich der Kineat, würde ich ns keine ruhige Ankunft lassen.", schloss er daraus.

"So sieht´s aus." stimmte Lodrak zu," Aber diesmal wird Nordanien unser Feind sein. Sollte zu schaffen sein."
Lodrak nahm einen weiteren Schluck Schnaps, "Aber es gibt noch etwas anderes was ich mit euch besprechen muss, ehe die Nacht einbricht."

"Nun denn,", antwortete Clemens. "was gibt es noch? Und vor allem, was muss ich über die Nordanier wissen?"

" Die Nordanier? Pah." Lodrak winkte ab," Die haben eine Armee aus Söldnern, die kann es mit und nicht aufnehmen."

Clemens überlegte. Im Kopf ging er die Truppen durch, die er befehligte. "Dann werden wir zuerst angreifen!", entschloss er sich. "Wir werden die Nordanier aus Darien verdrängen und dann dem König helfen, die Kineaten zu bekämpfen."

"Immer langsam mit den jungen Pferden. Solche Pläne würde ich erst fällen, wenn ich ein paar mehr Informationen hätte." grinste Lodrak.

"Die beschaffen wir uns auf dem Weg.", sagte der Graf. "Der Feind wird damit rechnen, dass wir warten. Ein schneller Schlag wird die Söldner brechen und Nordanien handlungsunfähig machen. Dafür müssen wir mit äußerster Gewalt vorgehen."

"Ihr urteilt ausgesprochen vorschnell, muss ich sagen. Sowas kann schnell nach hinten losgehen." merkte Lodrak an.

"Der Krieg birgt gewisse Risiken. Aber es hat wenig Sinn, dem Feind mehr und mehr Land zu überlassen.", antwortete er. "Wir haben oft gegen Söldnerheere kämpfen müssen. Mangelnde Disziplin und das Streben nach dem eigenen Vorteil sind ihre Schwäche. Wenn wir in einem einzigen Streich genug Feinde fällen, werden wir Nordanien einen schweren Schlag versetzen."

"Natürlich gibt es Risiken", lachte Lodrak," Aber ihr versucht ja nichtmal sie aufzuheben. Ihr wisst nichts über die Ausrüstung des Feindes, über Anzahl, über ihre Taktik oder ihren Befehlshaber; Und dennoch entscheidet ihr spontan aus dem Bauch heraus was zu tun ist!?"

"Noch sind wir nicht am Ziel. Sicher werdet ihr mir alle erdenklichen Informationen zukommen lassen. Sollte zu viel gegen einen Angriff sprechen, waren wir zumindest vorbereitet. ", antwortete Clemens. "Die Option der Verteidigung haben wir immer. Für den Angriff muss man sich entscheiden."

"Wie ihr meint.", Lodrak hatte keine Lust die Diskussion fortzusetzen, das würde nur in einen Streit ausbrechen. Er wusste das er zuweilen recht cholerisch sein konnte und wollte es sich nicht mit den Akandrianern verderben. Stattdessen nahm er noch einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und spülte den bitteren Geschmack mit Bier hinunter.

Clemens trank den letzten Rest von seinem Met und winkte dann einen Diener mit Käse herbei, von dem er aß. ""Bedient euch, Lodrak.", sagte Clemens. "Wir sollten den Rest des Abends noch genießen, bevor wir morgen weitermarschieren."

"Da habt ihr wohl recht, Clemens." entgegnete Lodrak und lachte laut auf und grinste ," aber ich hätte statt Käse lieber noch einen Krug Bier."

Clemens schenkte seinem Gast nach und aß weiter Käse und ein wenig Wurst. Eine Weile schwieg er, doch al beide ausgetrunken hatten, stand er auf und schritt in Richtung Zelteingang. Es war bereits weit nach Mitternacht, als er sagte: "Bitte entschuldigt mich nun, Lodrak. Morgen wird ein harter Marsch folgen und ich muss früh aufstehen und die Truppen inspizieren."

"Da habt ihr wohl recht." antwortete Lodrak nickend. Er leerte den Rest seines Bieres mit einem Zug und klemmte sich noch seine Schnapsflaschen unter den Arm, ehe er aufstand und sich verabschiedete:" Ich wünsche euch noch eine geruhsame Nacht. Und achtete darauf, dass kein Ungeziefer in euer Zelt kommt. Das meiste davon ist nämlich giftig."
Dann nickte er ihm noch einmal zu und machte sich wieder auf den Weg.

Nun alleine schloss Clemens das Zelt und legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe weiter. Die Soldaten marschierten schnell und ausdauernd, um ihr Ziel rechtzeitig zu erreichen. Gegen Mittag kamen ihnen die ersten Flüchtlingsströme entgegen. Es waren Tausende, vielleicht Zehntausende. Zu viele um sie zu zählen. Die meisten hatten nur das Nötigste mitgenommen und hofften nur noch darauf sicher nach Elam zu gelangen, wo sie Schutz und Zuflucht finden würden. Die Trauer und die Verzweiflung um die Verluste die sie erlitten hatten, wichen kurzzeitig einer Euphorie, als sie das alliierte Heer näherkommen sahen. Aufgeregt räumten sie die Straße um den Soldaten Platz zu machen. Wilde Anfeuerungen und lauten Jubel riefen sie den tapferen Kriegern zu, während diese unbeirrt ihren Marsch fortsetzten. Lodrak ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Der Strom aus Flüchtlingen schien sich endlos durch das Ödland zu schlängeln. Er sorgte sich, dass das Einfluss auf die Moral seiner Truppen haben könnte; verhindern konnte er es aber sowieso nicht, also drängte er seine Armee zur Eile.
Den ganzen Tag über kamen ihnen mehr und mehr Flüchtlinge entgegen. Am Abend fiel Lodraks Aufmerksamkeit auf einen Reiter, der kein Zivilist zu sein schien. Er trug das Banner von Taros auf seinem Rücken und galloppierte eilig auf ihn zu. Als er ihn erreichte brachte er sein Pferd so hastig zum stehen, dass der Sand aufwirbelte und kurz die Sicht vernebelte, ehe er sich im Wind verteilte.
"Nachricht von Rab Shaquo Tarkun, " begann der Bote zu erzählen und salutierte kurz," Kineatische Verstärkungen sind überraschend in der Nebelbucht gelandet. Sofortiger Rückzug. Neuer Treffpunkt ist am Fuße des Motaz Angvir. schnelles Vorrücken erforderlich."
Lodrak knirschte verärgert mit den Zähnen und sah nach Westen. Am Horizont sah er die Sonne hinter den Umrissen des gewaltigen Berges untergehen.
"Wir werden die Nacht durchmarschieren müssen.", brummte er dann zu Clemens," Das gefällt mir nicht. Zu gefährlich, aber wir haben keine Wahl." dann pfiff er einen seiner Offiziere heran." Neu formieren. Schildträger an die Flanken. Schwere Infanterie zur Nachhut. Die Kavallerie teilt sich in Fünf Gruppen. Eine zur Nachhut, zwei zum Troß und zwei zur Vorhut... was stehst du hier noch rum? Wirds Bald?!"

Clemens nickte nur. Er lies Späher in alle Richtungen ausschwärmen, immer zu zweit. Der Tross wurde ins Herz der Arme genommen und von der Infanterie geschützt. Die Reiterei wurde an Flanken uund je zu Anfang und zum Ende des Heerzuges verteilt. Fahnensignale der vorderen Meldereiter sorgten für einen ungeahnt schnellen Richtungswechsel des ganzen Zuges. Der Graf ärgerte sich nicht minder, wusste aber, dass die Darier nicht grundlos solche Änderungen vornehmen würden.

"Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist," sagte Lodrak zu seinem Verbündetem,als er dessen Befehle wahrnahm," solltet ihr eure Späher zurückziehen. Bisher sind wir nur tagsüber marschiert, und die Größe unseres Heeres gibt uns eine gewisse Sicherheit. Nachts lagern wir normalerweise, deswegen entgehen wir den Angriffen der Kreaturen des Ödlands. Deswegen, und weil wir Glück hatten. Aber jetzt!", Lodrak sah Clemens ernst in die Augen, "...müssen wir nachts marschieren. In Taros marschiert man nicht nachts. Denn dann kommen die gefährlichsten Wesen von Taros zum Vorschein. Und wenn die uns angreifen, werden auch jene, die uns tagsüber in Ruhe gelassen haben, ihre Chance auf frisches warmes Fleisch ergreifen." Er fing an zynisch zu grinsen," selbst wenn ihr eure Späher in hunderter-Trupps ausrücken last, werden sie alle sterben."

"Die kommen von alleine wieder, ich werde einfach keine neuen aussenden.", antwortete Clemens."Aber was für Kreaturen müssen wir hier fürchten?"

"In der Nacht sind die Gashyyr Wespen und Kikimoren am gefährlichsten, weil sie überraschend auftauchen. Und wenn, dann zu tausenden. Aber auch vor Gamors oder Yao Guai müssen wir uns in acht nehmen." erklärte Lodrak und spuckte aus," Nachts kommt all das Kroppzeug aus seinen Verstecken um zu jagen."

"Was findet ihr Darier eigentlich an diesem Land!?", fragte Clemens. "Tagsüber trostlos und nachts gefährlich." Der Graf lachte sarkastisch. Er war nie unbedingt ein Freund solcher Gebiete gewesen, doch nun lernte er sie zu hassen.

Lodrak stimmte in Clemens Gelächter mit ein." In der Tat. Ein sehr Lebensfeindliches Land. Die meisten Städte hier in Taros sind allerdings entstanden, bevor es so war. Und heute kommen immernoch Leute wegen den reichen Bodenschätzen hierher. Die Berge von Taros sind voll von Erzen und Edelsteinen."
Die letzten Sonnenstrahlen versuchten unterdessen verzeifelt sich an den Horizont zu klammern. Schließlich mussten sie sich jedoch geschlagen geben und der Dunkelheit der Nacht weichen.
"Wir sollten das Tempo erhöhen." meinte Lodrak dann," je eher wir ankommen, desto besser."

"Wenn das das einzige ist...", meinte Clemens nur und lächte. Einer der Signalreiter schwenkte eine Fahne. Augenblicklich wurde das Marschtempo der akandrianische Truppen erhöht. Sie hielten problemlos den Reitern mit und zeigten auch nach einigen Kilometern keine Zeichen der Erschöpfung.

Die Nacht verging ohne größere Komplikationen. Ein paar Mal versuchten einige wilde Gamors ihr Glück. Sie wurden aber schnell wieder vertrieben. Lodrak wusste jedoch sehr genau, dass dies nur dazu diente um eine günstige Stelle für einen Angriff zu finden. Sie lauerten nur auf ihre Chance. Und die würde kommen. Irgendwann war auch der stärkste Soldat erschöpft. Als es bereits wieder dämmerte und sie die Hügel rund um den Motaz Angvir erreicht hatten wandte Lodrak sich wieder an Clemens" Wir sollten den Soldaten eine Rast gönnen. Wenn sie erschöpft sind, können sie nicht kämpfen. Bis heute Abend sollten wir am Ziel sein."

Nach nur zwei Stunen war das Heerlager errichtet. Gräben und Wälle waren errichtet worden und auch eine einfache Pallisade aus mitgeführtem Holz stand. Die Wachen wurden in kleinen Zeitintervallen eingeteilt, um jedem Sodaten eine Pause gönnen zu können. Clemens verzichtete dieses Mal auf sein Zelt und lag unter freiem Himmel auf einer einfachen Pritsche.

"Die Soldaten sollen sich etwas Schlaf gönnen." erklärte Lodrak seinen Offizieren," Aber vernachlässigt die Wachen nicht. Standardprotokoll eben."
Eilig errichteten die darier Verteidigungen und Lagerplätze um die kurze Rast genießen zu können. Lodrak marschierte unterdessen durch das Lager und stellte sicher, dass alles seine Richtigkeit hatte. Aus den Augenwinkeln sah er einige Kavalleristen die ihre Pferde versorgten, als der Boden unter ihnen plötzlich nachgab und sie von der Erde verschluckt wurden. Nun lagen sie und ihre Pferde in einem mehrere Meter tiefen Tunnel, durch dessen instabile Decke sie gestürzt waren. Augenblicklich schallten Alarmrufe durch das lager und Soldaten und Offiziere eilten zur Hilfe.
"ZORT!!" brüllte Lodrak und trat zornig einen kleinen Stein weg," Nur einmal will ich durchs Ödland marschieren ohne dass so ein Scheiß passiert!!"