Etrius Queste

Ein kurzes Lächeln zuckte um Etrius´ Mundwinkel. "na schön, dann wollen wir mal los. Wir können auf dem Weg essen." sagte er, während er sich erhob und ausgiebig streckte. Dann suchte er seine Habe beisammen und warf sie neben Norrek auf den Wagen. Dann weckte er Kephalos und Lathikadas. Ersterer war davon nicht sonderlich begeistert.

Talamor warf sich seinen Umhang über und setze sich auf den Kutschbock. Als alle ihren Platz gefunden hatten, trieb er das Pferd an und lenkte es auf eine Handelsstraße. "Etrius, denk dran, dass du jetzt ein Geistlicher bist. In der Tasche da findest du ein paar Schriften."

"Mit meinem Schweigegelübde werd ich hoffentlich nichts vorlesen brauchen." meinte Etrius übermüdet und lehnte sich zurück um etwas zu dösen.

Norreks Blick lag auf den tristen grauen Himmel gerichtet, während seine Gedanken scheinbar in weite Ferne gerückt waren. Nur ein leichtes Zuck, was durch seinen Körper ging zeigte, dass er noch da war. Irgendwann wanderte sein Blick zu Etrius, welcher neben ihm scheinbar ein Nickern machte, oder auch nicht, was er nicht genau sagen konnte. Der Blick wanderte weiter und fand Talamor, welcher die Gruppe mittlerweile nach Akandria trieb. Auf der Stirn des jungen Söldners war die Sorge um seine Freunde geschrieben, was Norrek dazu veranlasste seinen Blick von seinem Freund abzuwenden und fand Lathikadas. Die Augen der beiden schien förmlich aufeinander zu treffen, wobei Norrek einen Moment lang einen Impuls spürte, welcher ihn instinktiv zur Waffe greifen lassen wollte, welchen er aber nicht nachgab. Noch immer hatte er die Worte des Mannes im Kopf und wusste, dass er ihn ernst nehmen musste. Doch genauso schien Lathikadas zu wissen, dass Norreks Klingen schnell und tödlich sein konnten. In einer kurzen Entfernung nahm Norrek die anderen noch war. Kephalos schien neben seinen Gejammer über das Laufen und den Dreck und das schlechte Wetter nun wohl einen guten Freund an dem etwas seltsamen Mann gefunden zu haben. Linja und Fredder Bildeten die Nachhut, wobei Norrek sich nicht erwehren konnte und den finsteren Blick seines alten Waffenbruders schon spüren konnte. Ein resignierter Seuftzer drang aus seiner Kehle. Bald, dass wusste er, würden sie einen Gasthof finden, welcher kurz hinter der Reichsgrenze an der Straße stand. Dort würden wohl sie alle sich etwas erholen können.

Erholen, wie Norrek an dieses Wort dachte blickte er wieder zu Etrius. Ob er sich wirklich erholte? Seit dem Beginn dieser Odysee schien Etrius immer kraftloser. Der Zweifel und die Sorgen, sowie die ständige Verfolgungen und dazu die Ahnungslosigkeit forderten einen großen Tribut an den Kräften des Dariers, wie Norrek vermutete. Er fühlte sich mit schuldig an den schlechten Zustandes von Etrius, denn die tödliche Verwundung, welche nun noch schneller ausbreitete, hatte Norrek nur durch seine Achtlosigkeit eingefangen. Verloren in seinem eigenen inneren Kampf um sein Seelenheil hatte er sich selbst verloren und lies die Menschen um ihn herum dafür bezahlen. Er holte tief Luft und atmete wieder aus, ermahnte sich solche Gedanken nicht zu haben, denn sie würden ihn nicht helfen und seinen Freunden schon garnicht. Optimismus war etwas, was der Gruppe derzeitig scheinbar fehlte.

"Es wird Zeit, dass wir ein Gasthaus aufsuchen...", sagte Norrek, mehr fast schon zu sich selbst, aber laut genug, dass die anderen ihn hören konnten. "Wir sollten es uns mal etwas gut gehen lassen und uns amüsieren!"

Talamor dachte kurz nach. "Wenn wir die Nacht durch reisen, sind wir morgen in gut besiedeltem Land. Dörfer und kleinere Städte werden uns sicher eine Zeit auf nehmen."

Die Straße führte durch immer lichteren Wald, bis sie schließlich kurz vor einem Fluss auf eine freie Fläche führte. "Das ist der Grenzfluss, welcher Akandria von Darien und diesem Niemandsland trennt. Zwei Tage südlich von hier finden wir Astram, zwei Tage nördlich wieder Gebirge.", sagte Talamor und lenkte den Karren über eine steinerne Brücke. Am Horizont hätte man bei klarem Wetter den großen Wall erahnen können, bei diesen Sprühregen aber sah man nur wenige Meilen weit.

"Sei mir recht...", meinte Norrek und streckte sich. "Hauptsache wir kommen bald ins Trockene... Ich hol mir hier draußen noch den Tod.", scherzte er und sah sich um. Er erinnerte sich noch sehr gut an jenen Ort. Begrabene Erinnerungen täuschten ein einst besseres Leben dem geistigen Auge des Söldners ihm vor. Nichts desto trotz lies er sich dies nicht anmerken und lächelte erwartungsvoll in Richtung Nordwesten.

Die letzte der drei Gestalten blickte auf die Helden von sein Aussichtspunkt. Sein regungsloses Gesicht wendete sich weiter Richtung der Straße und wies auf die Himmelsrichtung mit einer Kristallkugel, welche er kurz darauf wieder verschwinden lies und sich von der Erhöhung wieder fortbewegte, um einen neuen Weg einzuschlagen.

Die Gefährten wechselten sich beim Karren lenken die Nacht über ab. Talamor wurde von Lathikadas abgelöst und dieser dann später von Etrius. Dieser hielt nun mürrisch die Zügel in den Händen und blickte gedankenversunken auf die nasse und dunkle Straße vor ihm. Den Tag über hatte er zumindest noch ein bisschen Schlaf gefunden. Im moment war er froh, dass er sich auf die Straße konzentrieren musste; dadurch konnte er sich zumindest etwas von seinen Sorgen ablenken. All seine Hoffnungen lagen zur Zeit in der Bibliothek der blauen Gilde. Aber was, wenn sie dort nicht die gewünschten Informationen finden würden? Und was würde passieren wenn sie sie doch finden? Würde das ihnen wirklich weiterhelfen? Wahrscheinlich würde er sich dann nur noch mehr wie eine Marionette fühlen. Wie ein Bauer auf dem Schachbrett des Schicksals; ein Bauer den man nur zu gerne opfern würde, um die Partie für sich zu entscheiden.
Ein grelles zucken am Himmel beförderte ihn wieder in die Wirklichkeit. Kurz darauf war ein lautes Grollen zu hören und und der leichte Nieselregen verwandelte sich in dicke Tropfen, die wie Steine aus den Wolken fielen und mit einem lauten platschen auf den Boden schlugen. resigniert legte Etrius den Kopf in den Nacken und betrachtete die schwarze Wolkenfront, die so tief hing, dass man fast hätte hineinfassen können.
"Habt ihr wirklich nichts besseres zu tun?", seufzte er den Göttern entgegen.

"Was besseres als Schlafen?", brummte Talamor, der mit dem einsetzenden Regen wieder aufwachte. "Ne, nicht wirklich. Aber ich könnte ein Bier gebrauchen. Wie weit ist es noch bis in die nächste Stadt?" Der Söldner blickte sich verschlafen um und wischte sich nasse Haare aus dem Gesicht. "Ah, da!", sagte er und zeigte auf ein paar Lichter. "Zumindest ein einHof, den wir aufsuchen können."

Nach langem Gelage und einigen Diskussionen über die Hintergründen von Etrius Verbannung, Engal Nakija spielte oft eine unrühmliche Rolle als Schwarzzunge oder Mörderin des alten Lugals, hatten Talamor, Etrius und Norrek einen Beschluss gefasst. Talamor ritt voraus, um sich wieder zum Dienst zu melden, während Etrius und Norrek als Soldaten die Mauer passieren würden. Etrius würde einen alten Brief des Magiers Astrosius als vorwand nutzen, einreisen zu müssen, während Talamor sich und seine Reisen formal absicherte.

So geschah es auch, als eine Stunde nach Mitternacht Talamor ein Reit- und ein Packppferd fertig machte und den Ritt zur Mauer antrat, welche er am kommenden Mittag erreichen würde.

Der Rest der Gemeinschaft hatte das Gasthaus nur wenige Stunden später verlassen und hatten sich in ein unbewohntes Haus erstmal untergebracht. Norrek und Etrius hatten die Nacht noch mit den letzten Erkenntnissen gerungen, oder darüber gegrübelt, ob diese auch wirklich sein konnten. Beide waren sich jedoch einig gewesen, dass ihre derzeitige Lage ein schlechter Scherz des Schicksals sein musste und ihr Leid der Vergangenheit wohl auch Teil des Ganzen sein konnte. Zumindest Etrius Vergangenheit schien darauf ausgerichtet worden zu sein. Für Norrek jedoch stellte sich die Frage, was er nun genau für eine Rolle in jenem Spiel der Mächte spielen sollte. Während Etrius der Überzeugung war ein einfacher Bauer zu sein, so war seine Rolle doch eigentlich weniger als das... Immer wieder rief er sich die Erinnerung an die Feste der Schwarzungen in sein Gedächnis, erlebte wieder und wieder die grausamen Visionen, die er erblicken musste, als er das schwarze Wasser trank. Wieder und wieder...

Schweißgebadet wachte Norrek auf. Es war schon hell und die anderen hatten scheinbar gerade ihr Frühstück beendet. Erst wollte Norrek wissen, warum sie ihn nicht bereits geweckt hatten, doch dann war ihm schon die Antwort klar. Finster dreinblickend erhob er sich und suchte seine Sachen bereits zusammen, da er schnell weiter wollte. Schließlich musste er sich noch eine Uniform besorgen und den anderen den Treffpunkt sagen, wo sie sich wieder finden sollten. Er zeigte Paddack den Ort vor der Akademie, welchen auch Talamor erwähnt hatte und nickte ihm dann zu. Dann wandte sich Norrek jedoch an Lathikadas und zog ihn zu sich, weiter weg von den anderen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Überlebenskünstler wie du den Weg zum Dorf vor der Akademie finden wird... Doch möchte ich dich bitten, dass du bei den anderen bleibst und ihr weiterkommen sicherst. Paddack ist ein guter Mann und ein treuer Freund, doch brauchen die anderen auch jemanden, der nicht überwiegend mit seiner Keule den Weg frei macht...", sagte er und sah Lathikadas fest in die Augen. "Ich weiss, dass ich mich darauf verlassen kann, wenn du sie führst.", mit diesen Worten lies er von seinem gegenüber ab und ging wieder zu den anderen, eine Hand an die linke Seite gepresst.

Als Talamor am großen Tor ankam, sah er sofort, dass der Soldat von gestern Abend recht gehabt hatte. Die Wachmannschaften waren arg verstärkt und jeder , der das Tor passierte wurde kontrolliert.
Ohne eile näherte er sich dem Bollwerk des akandrianischen Reiches. Das Tor selbst war 30 Meter breit und in kleinere Abschnitte unterteilt. Die großen Türflügel aus Eichenholz und Eisenverstrebungen waren nach außen geöffnet. An ihnen hingen je zwei Banner, eines von Akandria und eines von der Grafschaft Graustein, in der das Tor stand. Als Talamor sah, dass auf dem Tor eine kleine Flagge fehlte, wusste er, dass kein Ritter anwesend war. Nun wusste er, dass dies es Etrius erlaube würde, einfacher einzureisen, da Ritter oftmals wesentlich gründlicher kontrollieren ließen. Er trieb sein Pferd weiter an und als er das Tor erreichte salutierte er. Die Soldaten am Tor taten es ihm gleich und lenkten ihn an den wartenden Bauern vorbei durch das Tor. "Herr Thalonson, wir hatten Euch nicht erwartet!, sagte eine Wache. Talamor grinste: "Das haben unangekündigte Reisen so an sich. Und nun zurück an die Arbeit, ich werde mir im Wachraum aktuelle Informationen besorgen und will nicht gestört werden."
Im Wachraum angekommen schloss er die Tür ab und nahm sich einen Stapel Steckbriefe und Berichte der letzten Wochen. Schnell fand er, was er gesucht hatte. Auf einem der Steckbriefe sah er Etrius, Lathikadas, Kephalos und Norrek. Hastig überflog er den Text und stieß ganz unten auf eine Zeile, die ihn selbst in Gefahr brachte. Es besteht der Verdacht, dass Ausbilder Thalonson selbst mit diesen Beschuldigten reist! stand dort in einer zweiten, nicht vom eigentlichen Verfasser stammenden Handschrift. Wutentbrannt stand er auf und stürmte aus dem Raum, wo er sich einen der Soldaten griff. "WAS HAT DAS ZU BEDEUTEN!?", brüllte er und deutete auf die Zeile. "Wer hat sich erlaubt, meinen Namen mit Verbrechern in Verbindung zu setzen!?" Der Soldat war erschrocken und stammelte. "I-i-ich gla-ub, e-e-es war W-weibel Simon, H-herr!" Talamor überlegte und blickte in Richtung des Tores. "Weibel Simon ist sofort außer Dienst zu stellen. Alle Steckbriefe, die diese Verleumdung tragen werden verbrannt. Ein Bericht wird auf die Sturmfeste gesandt." Talamor wartete auf keine Antwort und ging wieder zurück in den Wachraum. Nun würden alle Steckbriefe am Tor vernichtet und neu angefordert werden müssen....

Lathikadas sah Norrek über seine Schulter hinweg nach. Er haderte. Seine Befehle waren klar; und was war mit Norreks Verletzung? Keine guten Bedingungen, um die beiden allein zu lassen. Andererseits kämen sie zu zweit leichter durch die Kontrollen. Norrek hatte wahrscheinlich recht, der Rest der Gruppe brauchte ihn dringender. Er drehte seinen Kopf wieder nach vorne und sah zu Kephalos, der fröhlich pfeifend das Lagerfeuer auspinkelte... ja, der Rest der Gruppe brauchte ihn dringender. Er blickte Norrek noch einmal kurz nach und ging dann zu Paddack. " Wir müssen los. Und wir werden ein paar Wachen töten müssen." sagte er gleichgültig und nahm sein Gepäck.


Etrius und Norrek hatten unterdess die letzten Beiden Pferde beschlagnahmt. Als Etrius aufsaß, merkte er noch den Alkohol vom Vorabend in den Knochen. Er streckte sich ausgiebig und ritt dann ein letztes mal zu den anderen.
"Talamor erwähnte ein Gewässer weiter im Osten, da könntet ihr unbemerkt hindurchschlüpfen." Er ließ seinen Blick über die Gefährten schweifen. So lange hatten sie ihn schon begleitet, so viel hatten sie schon miteinander durchgemacht. Er hoffte aufrichtig, er würde sie wiedersehen.
"Viel Glück euch allen. Wir treffen uns schon bald wieder." sagte er ernst und wandt sich dann zum gehen.

Norrek ritt neben Etrius her, schweigend auf den Horizont blickend, welcher von der großen Mauer verdeckt war. Mittlerweile war auch er wie ein Soldat gekleidet, welche er sich durch einen glücklichen Zufall nehmen konnte, als eine Wache gerade seine Uniform von einer alten Frau abholen wollte, welche diese gewaschen hatte. Ein schneller Hieb mit dem Knauf und ein Griff und schon war Norrek nun ein Soldat Akandrias... Oder sah zumindest danach aus. Beim Anblick des Tores jedoch verzog Norrek das Gesicht und lies sein Pferd halten. "Ich wusste schon immer, dass wir Narren sein müssen...", meinte er zu Etrius, während er das Ausmaß der Sicherheitsverschärfung betrachtete. "Hoffentlich wissen wir, was wir tun...", fuhr er fort und setzte sich wieder in Bewegung.

Als Norrek und Etrius in die Nähe des Tores kamen, hatte Weibel Hermann Dienst und war gerade dabei, seine Leute anzubrüllen, dass die Kontrollen gründlicher schneller und besser sein müssten. Er gefiel sich in der Rolle des Anführers. Seit er vor zwei Monaten eingezogen worden war, hatte er sich schnell die ersten beiden Beförderungen verdient und befehligte nun die Tagwache am Tor. Obgleich die meisten Soldaten am Tor erfahrener waren als er, zögerte er nicht, stets auf seinen Rang zu verweisen und die Soldaten zu demütigen. Nicht wenige seiner Untergebenen spielten bereits mit dem Gedanken, dass er bald einen Unfall haben sollte. Auch die Durchreisenden mochten ihn selten. Viele Pendler kamen nur noch nachts oder mittags, wenn er Pause machte. Jene, die ihn nicht kannten, wurden schikaniert und nicht selten mehrfach kontrolliert. Und je weniger Reisende schließlich tagsüber kamen, desto mürrischer und dreister wurde Hermann. "Die hecken doch was aus, wenn sie so alleine kommen!", sagte er dann. Mittlerweile schob er die vielen Nachtreisenden auf die Angst vor den Gesuchten und jene, welche tagsüber reisten, mussten Verbrecher sein, die nur noch nicht überführ waren.
Heute stand Hermann auf dem Tor und blickte durch ein Fernrohr in die Weite Landschaft, als sein Blick auf Norrek und Etrius fiel, welche in akandrianischen Uniformen auf sein Tor zuhielten. Diese beiden Soldaten, dachte er, würde er gründlich durchsuchen. zu diesen Zeiten reisten keine Zwei Soldaten alleine. Nicht im Krieg.




Talamor war schon am frühen Morgen des nächsten Tages nach Burg Graustein aufgebrochen und lagerte an dem Tag, als Etrius und Norrek das Tor erreichen würden, am Wegesrand neben einem kleinen Bach. Die Glieder weit von sich gestreckt lag er i der Sonne und schlief. Noch war es kalt, aber lebte schon zu lange im Freien, um zu frieren. Er träumte gerade von den alten Zeiten als Donnerabe, in denen er Mythodea und andere Länder besucht hatte, als ein Knacken im Gebüsch ihn weckte. Jemand näherte sich. Sich wenig bewegend griff er nach dem Schwert. Seine Augen waren geschlossen und er horchte auf weitere Bewegungen. Noch ein Knacken. Diesmal dichter dran. Ein Schritt. Noch einer. Dann schlug er mit der flachen Seite zu und brachte einen Soldaten zu Fall, welcher erschrocken auf das gelöschte Lagerfeuer stürzte. Der Ausbilder stand auf und stellte sich über den Soldaten. "Wer bist du und warum schleichst du dich an?!", fragte er barsch und steckte sein Schwert in die Scheide, welche noch im Gras lag. Der Soldat fasste sich wieder und stand auf. "Akandrianisches Heer. Ich unterziehe Euch einer Kontrolle!", bellte er. Talamor schaute an sich herunter. Er hatte seinen Waffenrock abgelegt und trug ein einfaches Hemd. "Heute nicht, Soldat!", sagte Talamor. "Aber du wirst mir Bericht über die zu suchenden Verbrecher Bericht erstatten!" Er zeigte auf seinen Wappenschild und setzte sich auf einen Baumstumpf. Der Soldat salutierte sofort und berichtete von Gerüchten über Etrius und verschiedenen Sichtungen, die sich teilweise widersprachen.

Norrek und Etrius erreichten das Tor in leichtem Trab und kamen vor den Wachposten zum stehen. Etrius salutierte lässig zum Gruß. " Ich grüße dich, Kamerad. Wir müssen durch das Tor um eine wichtige Nachricht zu überbringen."

Der Soldat salutierte. "Jeder, der durch das Tor will, wird kontrolliert. Absitzen und dort drüben zur Kontrolle. Ich durchsuche die Pferde.", sagte er förmlich, als Hermann aus dem Tor trat. "So, was machen zwei Soldaten alleine auf der Straße?", fragte er mit einem breiten Lächeln. "Soweit ich weiß, sind die meisten Soldaten entweder im Krieg oder auf Wache."

Norrek stieg von seinem Pferde ab und übergab es einen Soldaten, welcher dieses wohl untersuchen sollte, wobei dieser nichts auffälliges finden werden dürfte. Dann gesellte er sich zu Etrius und dem Weibel Hermann, welcher sich wohl als richtiges Problem erweisen würde. Norrek hatte eigentlich keine Lust auf Spielchen und ein innerer ihm nicht zu erklärender Drang wollte diese Person aus dem Weg räumen, doch zwang er sich, Ruhe zu bewaren. "Natürlich befinden wir uns im Krieg und Wache wird überall gehalten. Doch auch Informationen müssen ausgetauscht werden. Wir sind entsandt worden, um der Blauen Gilde einen Brief zu übermitteln, welcher von einem der Magier stammt. Was darin steht ist vertraulich, wie es uns gesagt wurde, und darf nur an die Obrigkeit der Akademie übergeben werden. Man bat uns zu höchster Eile, da es sich hierbei als entscheidend für den Verlauf des Krieges.", sprach Norrek mit erfürchtigen Ton. "Daher würden wir euch bitten, Sir, die Förmlichkeiten schnell zu erledigen, damit wir unseren Auftrag pflichtbewusst erfüllen können... Die Zeit ist hierbei sehr entscheidend, da man uns, wie bereits erwähnt, gebeten hat, dies schnell zu bewerkstelligen.", endete er schließlich und verneigte sich einmal tief, wobei er dabei achtete, nicht zu dick aufzutragen. Norrek merkte bereits, dass dieser Weibel anscheinend nicht besonders angesehen war und vermutete, dass dieser daher ein unglaublich großes Ego besitzen musste, welches möglicherweise seine größte Schwäche war und man diese ausnutzen konnte. Man durfte nur nicht zu auffällig diesem Mann Honig ins Maul schmieren, denn dies wäre möglicherweise zu auffällig.

Zwei Soldaten untersuchten die Pferde und die Taschen. Einer kontrollierte sogar das Gebiss und tastete den Schweif ab. Hermann hingegen setzte ein Grinsen auf. "Zeig mir den Brief!", sagte er.

Nach dem Treffen in der Akademie weckte Daswadan Etrius und Norrek am frühen Mittag. Die meisten Schüler hatten bereits die Betten verlassen und nur noch ein paar Nachzügler warfen sich Gewänder über, um in den Unterricht zu gehen. "Die Bibliotheken haben bereits geöffnet. Wenn ihr euch genug Information zu Akandria gesammelt zu haben glaubt, trefft mich im Lesesaal, dann bringe ich euch in die Archive.", sagte er, während er einen letzten Adepten weckte und in den Unterricht scheuchte. "Beeil dich, Wolda, Magister Themosois wartet nicht gerne!"

Norrek erhob sich nur schwer aus dem Bett. Er hatte die Nacht kaum Schlaf finden können und war dem entsprechend angeschlagen. Doch war er dizipliniert genug, um sich dennoch aufzurappeln und Etrius anzustoßen, um diesen schneller voran zu treiben. Er wollte schnellst möglich die wichtigsten Informationen aus den Archiven finden und diesen Ort verlassen. Noch immer schmerzte ihn die bittere Wahrheit, die ihn Magus Damotil Salvan, ein Spezialist von Flüchen und Malen der Magie, erzählt hatte. Diesen hatte der Söldner aufgesucht, bevor er sich wieder zu Etrius gewandt hatte. Doch bevor er sich der Suche nach dem Wissen begeben sollte, wollte er noch eine Kleinigkeit essen. "Nun mach schon Etrius... Schlafen können wir, wenn wir dies alles hinter uns gelassen haben..", murrte Norrek seinen Freund an.

Etrius ließ ein zynisches Lachen hören," Ha! Ich werde ohnehin erst wieder ruhig schlafen, wenn ich tot bin."
Er streckte seine müden Glieder und stand mühselig auf. Die Nacht über war er mal wieder von Alpträumen geplagt worden und war dementsprechend schlecht gelaunt.
"Also los." raunte er, " Je eher wir die Scheiße hinter uns gebracht haben, desto früher können wir von hier verschwinden."

Daswadan führte die beiden Gäste durch lange, steinerne Flure zurück in den Haupttrakt der Akademie. An den änden hingen Gemälde von berühmten Magiern, Plakatierungen verschiedener Krankheiten und Kriegstaktiken und auch einige wenige Landschaftsbilder. Nach zehn Minuten erreichten die drei eine reich verzierte Teakholztür, auf deren Flügel je ein goldenes "A" angebracht war. Der Magier öffnete die Tür und führte die beiden so direkt in einen haushohen Saal, vollgestellt mit Bücherregalen und in mehrere Ebenen unterteilt. "Informiert euch so gut es geht über die akandrianische Geschichte.", sagte er. "Je mehr ihr wisst, desto besser." Daswadan deutete auf eine kleine Sektion. "Dort wird die Geschichte Akandrias aufbewahrt. Es ist nicht viel, aber interessant.", verkündete er. "Wenn ihr mich sucht, ich bin in der Abteilung für remunisches Recht." Mit diesen Worten lies er die beiden stehen und eilte über eine Treppe in eine der oberen Ebenen.

Norrek verlor keine Zeit, als er die Bibliothek aufsuchte, seinen Freund an seiner Seite, um das nötige Wissen zu suchen, welches sie benötigten, um das Rätsel zu lösen, wodurch sie in die geheimen Archive vordringen konnten. Es wiederstrebte zwar den Grundsatz des Söldners, doch befanden sie sich in der Akademie der Blauen Gilde und mussten sich an jene noch so seltsame Regel halten. Daher nahm er sich die Bücher und durchforstete sie nach Wissen, welches man für jene Aufgabe wohl gebrauchen könnte. Nebenbei suchte er ebenso Anzeichen für die Aktivität einer fremden Macht in Akandria, welche möglicherweise durch Aufzeichnungen in den Archiven der allgemeinen Biblothek zu finden sein könnten, da Norrek auch in jenem Land eine Verschwörung von Etrius Feinden vermutete.

Neben den Aufzeichnungen zur Geschichte gab es noch das Gesetzbuch und Berichte über den Schwarzen Mohn und eine Nekromantengilde, welche aber längst vernichtet worden seien. Andere Schriften berichteten von der Bruderschaft von Arx Pacis, der Geschichte der Magiergilden und Zahlen zur Landesentwiclung.

Norrek griff sich die Schriftstücke über den schwarzen Mohn, um diese zu verwerten, doch nahm er sich etwas über Arx Pacis und der ankandrianischen Geschichte heraus. In erser Linie suchte Norrek beim schwarzen Mohn Informationen über deren Beweggründe raus und hoffte dadurch auch etwas über die Absichten des Nekromanten herauszufinden, welcher der Gruppe gefolgt war. Arx Pacis interessierte Norrek mehr aus dem Grund, da er fürchtete, jener Orden der Kirche des Demiurgus könne noch eine zusätzliche Bedrohung sein, sollten sie etwas über die die Quest bescheid wissen. Außerdem war es wichtig einen wohlmöglichen Feind zu kennen. Die akandrianische Geschichte war hingegen eher gewählt, damit er auf die Frage des Archivsten möglicherweise antworten könne, wobei Norrek nicht wirklich einsehen wollte, dass sie wirklich soetwas tun mussten.

"Ich habe hier übrigens etwas...", sagte Norrek zu Etrius, als er gerade dabei war, einige Schriftrollen über den schwarzen Mohn zu sammeln. "Vielleicht kriegen wir etwas über diesen schwarzen Mohn heraus... Zumindest besitzen sie hier einige Aufzeichnungen...", stellte er fest.

Uthail wusste, dass nicht allzu sehr auf ihn geachtet werden würde, folgte den anderen aber trotzdem leise schlendernd.
In der Bibliothek sah er noch, wie der Rechtskundler über eine Treppe verschwand. Norrek und Etrius wollte Uthail aber auch nicht stören, also beschloss er ein wenig herum zu stöbern und suchte nach ein paar alchimistischen Büchern, denn bis jetzt war er sehr unauffällig auffällig gewesen und keiner der anderen wusste, was er früher gemacht hatte.

Aus dem Dorf, das eigentlich eine kleinere Stadt war, verbannt, musste der Alchemie-Lehrling nach nur 2 1/3 Jahren Ausbildung mit improvisierten Mitteln auskommen. Er hatte Rezepte mit anderen Ingredenzien ausprobiert, sich die Auswirkungen im Gedächtnis abgelegt und die Rezepte immer weiter ausgefeilt. Nun war er aber gespannt, wie es in den Schriften dokumentiert war.

Bei den naturkundlichen Schriften fand er einen Band, der die Pilze Akandrias mit ihren Besonderheiten behandelte. Sofort war Uthail in das Buch vertieft und kam bei manchem Absatz ins Grübeln.
Wer das geschrieben hat, hat nicht richtig geforscht. Da fehlen die Wechselwirkungen von verschiedenen Giftpilzen. Und dieser Pilz ist eben NICHT tödlich. Man kann davon sterben, dafür braucht man aber schon 3 Stück davon und nach dem ersten ist einem nur übel!, schoss es Uthail durch den Kopf und er widmete sich kopfschüttelnd und mit tadelndem Blick auf das Buch wieder dem Bücherregal.
Auch hier fand er ein Buch von Interesse: "Überleben im Wald".
Uthail setzte sich auf den Boden und las.

Norrek beendete die letzte Schrift, welche er sich vorgenommen hatte und stöhnte erschöpft und frustriert, während er sich nach hinten warf und im Lesesessel versank. Sein Blick schweifte durch den Raum, blieb bei den beiden Gefährten stehen und betrachtete sie eine Weile. Was die beiden wohl herausgefunden hatten. Langsam erhob er sich und zuckte schmerzerfüllt zusammen, griff krampfhaft nach der Narbe und hustete, wobei sein Speichel eine rötliche Farbe annahm. Er hielt die Hand vor den Mund und wishte dann das Blut an seinen Gambeson, wo dieses nicht weiter auffiel. " Etrius... Lass uns unser Glück versuchen... Wir verschwenden hier vielleicht zu viel Zeit!", meinte er und trat näher. "Lass uns zu diesem dummen Test gehen und ihn meistern, das Archiv nach etwas brauchbaren abklappern und dann verschwinden.", fuhr er fort, wobei seine Stimme dringlich klang.

Etrius stimmte seinem Freund murrend zu. Er hatte nicht die geringste Lust diesen lächerlichen test zu machen. Dämliche Magier. Er stöhnte genervt: " Gut, gehen wir."